Verdener Startklar GmbH stellt Projekt zum Wandel der Arbeitswelt vor
Die Digitalisierung und ihre Chancen waren Inhalt der Auftaktveranstaltung zum Projekt „kompetent in Arbeit 4.0“. Eingeladen hatte dazu die Verdener Startklar GmbH.
Verden – Die Digitalisierung der Arbeitswelt (Arbeit 4.0) bewirkt nicht nur einen fundamentalen Wandel der Wirtschaft, der Arbeitsformen und -beziehungen. Sie stellt auch die Mitarbeiter in den Betrieben vor neue Herausforderungen. Das von der Verdener Startklar GmbH initiierte und ESF-geförderte Projekt „kompetent in Arbeit 4.0“ möchte Beschäftigte und Unternehmen aus den Landkreisen Verden und Osterholz bis Ende 2024 dabei unterstützen, die Chancen der digitalen Transformation zu nutzen und die Herausforderungen zu meistern. Zum Auftakt stellten die Unternehmensentwickler im Kreishaus vor zahlreichen Vertreter von Firmen und Institutionen die Ergebnisse einer Firmen-Befragung in den beiden Kreisen vor. Wissenschaftsminister a. D. Lutz Stratmann schloss sich mit einem Impulsvortrag an.
Zunächst präsentierte Mitgeschäftsführer Claus von Cramer die Ende vergangenen Jahres ermittelten Ergebnisse der Befragung. „Die Arbeitswelt wird sich in Zukunft noch schneller und stärker ändern, die Menschen werden verstärkt an unterschiedlichen Orten und sogar in unterschiedlichen Unternehmen arbeiten. Wir brauchen flexiblere Arbeitszeiten, die Work-Life-Balance wird sich verstärken und jeder Mitarbeiter bekommt in Zukunft mehr Entscheidungsgewalt“, prognostizierte von Cramer. Zusammenfassend stellte er Handlungsbedarf für die Bereiche Organisation und Zusammenarbeit, Führungs- und Unternehmenskultur, Veränderungen und Innovationen sowie Kompetenzen für die neue Arbeitswelt fest.
Unternehmen sehen Fachkräftesicherung als größte Herausforderung
Auf die Frage, was in den nächsten drei Jahren die größten Herausforderungen für ihr Unternehmen sein würden, nannten 74 Prozent die Fachkräftesicherung, 67 Prozent steigende Energiekosten, 31 Prozent die Digitalisierung und 30 Prozent den Rohstoffmangel.
Auf die Frage, wie notwendig sie die Digitalisierung für ihr Unternehmen erachten, vergaben 63 Prozent der Befragten auf einer Skala von 0 bis 10 acht Punkte. Immerhin 25 Prozent maßen diesem Punkt aber keine besondere Bedeutung bei.
Verschlankung ein Hauptgrund für Digitalisierung
Hauptgründe, die Digitalisierung im eigenen Betrieb voranzutreiben, waren für 64 Prozent der Antworten aus den Betrieben die Verschlankung und Kosteneinsparung, 59 Prozent wollten ihre Konkurrenzfähigkeit erhalten und steigern. Für 37 Prozent ist die Weiterentwicklung von Produkten und Dienstleistungen ausschlaggebend, aber 34 Prozent fügen sich nur äußeren Zwangen wie den Wünschen von Kunden und Dienstleistern. Fast drei Viertel der Befragten wünschen sich in den Bereichen Organisation und Zusammenarbeit mehr Digitalisierung. Fast die Hälfte möchte die Digitalisierung zudem in den Bereichen Vertrieb, Marketing und Kundenbeziehungen vorantreiben.
„Welche Kompetenzen müssen Führungskräfte und Mitarbeitende mitbringen, um die Digitalisierung im Unternehmen zu fördern?“, lautete eine weitere Frage. Kreativität, Resilienz und unternehmerisches Denken ist für 63 Prozent der Befragten wichtig, gefolgt von Innovations- und Veränderungskompetenz sowie Dialog- und Konfliktfähigkeit (41 Prozent). Technologisches Know-how spielt dagegen mit 21 Prozent eher eine untergeordnete Rolle. Für die Nutzung digitaler Tools zur ortsunabhängigen Zusammenarbeit sehen 43 Prozent weiteren Entwicklungsbedarf.
Demografischer Wandel führt zu großem Verlust an Beschäftigten
Auch Lutz Stratmann, Rechtsanwalt und Unternehmensberater, ging auf den kommenden Wandel ein. „Demografie, Digitalisierung und Dekarbonisierung führen zu fundamentalen und komplexen Veränderungen, auf die sich Gesellschaft und Arbeitswelt einstellen müssen“, betonte er. Durch den demografischen Wandel würden die Unternehmen einen Großteil der Beschäftigten verlieren, würden als Folge weniger Geld verdienen, um Innovationen voranzutreiben Das führe dazu, dass der Wohlstand unserer Gesellschaft nicht im gewohnten Maß aufrechterhalten werden könne. Durch Zuwanderung und bessere Vereinbarkeit von Beruf und Familie könne die Zahl der Beschäftigen gesteigert werden. Längeres Arbeiten bis zur Rente, bessere Teilzeitmodelle und Arbeiten im Homeoffice seien weitere Chancen. „Wir brauche die Digitalisierung, um Arbeitsprozesse zu automatisieren“, betonte Stratmann.
Weniger Kosten durch Reduzierung des CO2-Ausstoßes
Zudem müssten Unternehmen den CO2-Ausstoß weiter reduzieren. „Dekarbonisierung bedeutet für jedes Unternehmen eine Kostenreduzierung“, machte er deutlich.
Mit der Digitalisierung ist der Begriff „New Work“ verbunden. „Wir müssen aufpassen, dass wir mit dieser Botschaft keine Missverständnisse auslösen“, so der Referent. So bedeute Work-Life-Balance keineswegs, dass weniger geleistet werden müsse, das Gegenteil sei der Fall.
Kreativität und der Mut, neue Wege zu gehen, kämen häufig von mittelständischen, oft inhabergeführten Unternehmen. „Wir haben in Deutschland einen starken Mittelstand, das ist eine Riesenchance“, so Stratmann. Bei technischen Entwicklungen müssten der Mensch und seine Persönlichkeit aber weiter im Mittelpunkt stehen. „Wir bleiben interaktive Wesen. Je komplexer das Problem ist, desto weniger kann es von einem Einzelwesen gelöst werden. Wir müssen aber sehen, dass jeder mit seiner Persönlichkeit und seinem Temperament an der richtigen Stelle ist“, betonte der Unternehmensberater.
Bilder: Antje Haubrock-Kriedel
Bericht: Kreiszeitung.de